Automatisch spenden durch Aufrunden: So funktioniert ein neues Angebot der Credit Suisse. Corris-Geschäftsleiter Baldwin Bakker gibt im "20 Minuten"-Artikel seine Einschätzung ab.
Kunden der Credit Suisse können neu mit automatischen Kleinstspenden wohltätige Organisationen unterstützen. Micro-Donations nennt die Bank das Angebot. Das Prinzip ist simpel und funktioniert durch Aufrunden. Im E-Banking kann festgelegt werden, ob bei Zahlungen mit Kredit- oder Maestro-Karten der Kaufpreis auf den nächsten Franken, beziehungsweise auf die nächsten fünf oder zehn Franken aufgerundet werden soll. Die Beträge, die durch das Aufrunden zusammenkommen, werden anschliessend während eines Monats kumuliert, am Ende des Monats vom Konto abgebucht und an eine der zehn gemeinnützigen Organisationen überwiesen, mit denen die Credit Suisse zusammenarbeitet.
Neben dem Aufrunden bei Einkäufen, gibt es bei Micro-Donations auch die Möglichkeit, die Zinserträge des Sparkontos zu spenden. Die Kunden können dabei jährlich zwischen 10 und 100 Prozent der Netto-Zinserträge einem guten Zweck zukommen lassen. Im E-Banking lässt sich zudem eine maximale Spendenhöhe pro Monat oder Jahr definieren oder die Spendefunktion wieder deaktivieren. Auf ein eigenes Konto lässt sich das Geld nicht überweisen.
Idee von Angestellten
Die Credit Suisse ist nicht die erste Bank, die im Spendenmarkt mitmischt. Im vergangenen Winter lancierte die UBS in der Bezahl-App Paymit eine Spenden-Funktion. Maximal 500 Franken können in wenigen Schritten an eine von acht Organisationen wie Unicef, Glückskette oder das Schweizerische Rote Kreuz überwiesen werden. Fast identisch wie bei der Credit Suisse funktionieren das E-Kässeli der Postfinance. Auch dort wird mit Aufrunden Geld angespart. Gedacht ist, dass die Beträge auf ein eigenes Sparkonto einbezahlt werden. Das Geld lässt sich aber auch automatisch an eine gemeinnützige Organisation überweisen.
Einen Hintergedanken hege die Credit Suisse nicht, sagt Peter Kalberer, der bei der Credit Suisse als Produktmanager für Micro Donations verantwortlich ist, zu 20 Minuten. «Die Idee für Kleinstspenden wurde von Mitarbeitern der Credit Suisse 2014 im Rahmen einer internen Innovation Challenge eingereicht.» In den vergangenen zwei Jahren sei das Produkt entwickelt worden. «Die Credit Suisse hat finanziell nichts davon. Die Spenden gehen vollumfänglich an die Partnerorganisationen», so Kalberer.
Lukrativer Spendenmarkt
Für die Credit Suisse sei es eine Möglichkeit, ihre soziale Verantwortung in der Schweiz wahrzunehmen. «Es wurden deshalb auch vor allem Organisationen ausgewählt, die sich bei ihren Tätigkeiten hauptsächlich auf die Schweiz konzentrieren.» Die Credit Suisse arbeitet für das neue Angebot unter anderem mit dem Schweizerischen Roten Kreuz, Pro Juventute oder der Stiftung Schweizerischer Jugendmusikwettbewerb zusammen.
Im Spendenmarkt in der Schweiz geht es um viel Geld. Gemäss Zahlen der schweizerischen Zertifizierungsstelle für gemeinnützige Spenden sammelnde Organisationen (Zewo) wurden 2014 rund 1,7 Milliarden Franken gespendet. Dass Banken wie die Credit Suisse mit ihren neuen Dienstleistungen die traditionelle Spende auf der Strasse oder am Telefon konkurrenzieren, glaubt Baldwin Bakker nicht. Bakker ist Geschäftsleiter der Spenden-Agentur Corris, die im Auftrag von gemeinnützigen Organisationen Spenden sammelt. «Jede Massnahme im Bereich Spendengewinnung sensibilisiert die Menschen für die wichtigen Anliegen der Hilfswerke.» Eine neue Methode müsse aber zuerst die Akzeptanz bei den Menschen finden. Und: «Erfolgreiches Spendensammeln ist keine leichte Aufgabe und benötigt Beratung.» Autor: F. Lindegger/Quelle: Online-Artikel 20 Minuten