Der Trend der mobilen Internetnutzung ist ungebrochen. Die Beliebtheit von mobilen Tabletcomputern und Webvideos machen sich Hilfswerke auch beim Spendensammeln zu Nutze.
Gemäss dem Mobile-Report 2013 der Internet-Nutzungsforscher NET-Metrix greifen in der Schweiz rund 3,2 Millionen Personen über mobile Geräte aufs Internet zu. Rund ein Drittel davon nutzt das Internet via Tablets. Die Verwendung der handlichen Computer mit Touch-Displays ist seit Jahren stark steigend. Der rasante Aufstieg von Youtube zum führenden Webvideoportal zeigt die enorme Beliebtheit von bewegten Bildern.
Aufgrund dieser Entwicklungen ist es naheliegend, auch Face-to-Face-Fundraising-Kampagnen ins digitale Zeitalter zu befördern. Die grösste schweizerische Entwicklungsorganisation, Helvetas in Zürich, hat diesen Schritt Mitte Juli 2014 getan und in Zusammenarbeit mit der Fundraising-Agentur Corris AG iPads am Infostand eingeführt. Die iPad-App von Corris ermöglicht nicht nur die rasche und einfache Erfassung von Spenderdaten. Kunden können in derselben Anwendung auch ihre multimedialen Präsentationen, digitale Bilder und Videos integrieren. Liliane Eggli, Teamleiterin Fundraising bei Helvetas, sagt: «Mit dem Einsatz von Videos können wir nun konkreter sichtbar machen, was die Spenderinnen und Spender durch ihren Beitrag ermöglichen.» Mit Infostandkampagnen können Non-Profit-Organisationen wie Helvetas die eigene Bekanntheit steigern und in Interaktion mit der Bevölkerung treten. Mit den Tablets kann Helvetas nun auch die Brücke zwischen der Offline- und der Online-Welt schlagen.
Effizienzsteigerung mit der elektronischen Erfassung von Spenderdaten
Die elektronisch erfassten Spenderdaten können bereits während der Eingabe auf dem Tablet automatisiert auf Korrektheit überprüft werden. Dank einer rascheren und qualitativ besseren Datenerfassung wird die Weiterverarbeitung der Spenderdaten massiv vereinfacht und optimiert. Eine bessere Datenqualität führt zudem zu einer höheren Realisierungsquote beim Lastschriftverfahren (LSV). Bis zum funktionierenden Einsatz von Tablets am Infostand war es aber ein steiniger Weg. Baldwin Bakker, Geschäftsleiter von Corris, sagt: «Wir haben diverse Systeme im In- und Ausland unter die Lupe genommen. Schlussendlich haben wir uns dafür entschieden, mit einem Partner eine eigene Applikation zu entwickeln und sie auch selber zu vermarkten.» Als Entwicklungspartner hat Corris die Ergon Informatik AG in Zürich an Bord geholt. Birgit Erdtner, Projektverantwortliche bei Ergon, erklärt: «Anforderungen wie beispielsweise intuitive und einfache Bedienung, effiziente Eingabehilfen, schnelle Synchronisation und sichere Datenübermittlung lagen im Fokus des Projekts.»
Umfassender Datenschutz ist unabdingbar
Bei allen Arbeitsabläufen muss der strenge Schweizer Datenschutz jederzeit sichergestellt werden. Alle iPads sind mehrfach gegen unberechtigte Zugriffe und Datendiebstahl gesichert und alle Spenderdaten werden verschlüsselt ins Datenzentrum von Corris übertragen. Nach der erfolgreichen Übermittlung der verschlüsselten LSV-Daten werden alle Spenderdaten auf dem iPad automatisch gelöscht. Ein Pferdefuss bleibt: Der Aussendienstmitarbeiter muss das LSV-Formular nach der Erfassung der Spenderdaten am Infostand ausdrucken und vom Spender handschriftlich unterschreiben lassen. Marco Carnot, Leiter Softwarelösungen bei Corris, kennt den Grund dafür: «Die Schweizer Banken akzeptieren beim LSV-Verfahren – im Gegensatz zu den Banken in der EU – bis heute keine digitalen Unterschriften.» Das Problem der Stromversorgung auf der Strasse konnte hingegen elegant gelöst werden: Die Tablets und den mobilen Drucker können die Aussendienstmitarbeiter direkt am Infostand mit Hilfe eines Solarpanels aufladen.
Erfolgsfaktoren beim Einsatz von Tablets am Infostand
- Ausführliche Tests von Hard- und Software vor der Einführung sind zentral
- Die geltenden Datenschutz-Gesetze müssen auf allen Stufen berücksichtigt werden
- Die Schnittstellen der Software sollten auf aktuellen Standards beruhen
- Bei technischen Störungen braucht es eine Überbrückungslösung
- Die eingesetzten Tablets müssen wetterfest und möglichst spiegelfrei sein und eine lange Akkulaufzeit bieten
- Ein guter Technik- und Software-Support ist wichtig
- Tablets ersetzen nicht den gut geschulten und motivierten Fundraiser
- Die Technik darf den Aussendienstmitarbeiter nicht von seiner Hauptaufgabe abhalten: Sympathische und informative Gespräche mit Passanten führen.
Dieser Artikel ist im Fundraiser Magazin 6/2014 erschienen. Den Originaltext im PDF-Layout finden Sie hier.