Im Auftrag der Campax richtet die Corris AG innerhalb von 1 ½ Tagen einen Telefonservice für Menschen ein, die Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen haben.
Seit zwei Wochen telefonieren in den Räumen der Corris AG in Zürich drei Callagents auf Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch mit Privatpersonen aus der Schweiz, die geflüchtete Menschen aus der Ukraine aufgenommen haben oder sich bereit erklärten, zukünftig Menschen aufzunehmen.
Zahlreiche Angebote aus der ganzen Schweiz
Dahinter steckt die Bürger*innenbewegung „Campax“ mit Sitz in Zürich, die über ihre Webseite Privatpersonen und Flüchtlinge zusammenbringt. Denn die Solidarität ist angesichts der schrecklichen Nachrichten und Bilder aus der Ukraine gross. Bisher haben 30‘334 Privathaushalte 76‘133 Betten zur Verfügung gestellt. Das macht einen Verteilschlüssel von 2,51 Betten pro Haushalt. Die meisten Angebote stammen aus der Deutschschweiz, worauf die Romandie und das Tessin folgen. Dazu kommen noch 37‘305 angebotene Hotelbetten und 201 Schlafsäle. Wobei die vorliegenden Zahlen allein von der Campax stammen –Gemeinden und andere Organisationen bieten ebenfalls Platz für ukrainische Kriegsflüchtlinge.
Angebote müssen individuell geprüft werden
Keine Frage, die Schweiz zeigt sich von ihrer solidarischen Seite. Doch hinter diesen Angeboten steckt ein enormer administrativer Aufwand. Die Bewerbungen müssen auf ihre Seriosität geprüft, Strafregisterauszüge eingeholt und die Situation vor Ort abgeklärt werden. Passen Angebot und geflüchtete Personen zusammen, kommt es zu einem Match und die Gastgeber*innen können ihre zukünftigen Gäste bei einem unverbindlichen Gespräch kennenlernen. Ist man sich sympathisch, ziehen die Geflüchteten bei ihren privaten Gastgebenden ein.
Aufwand wie dieser bewirken eine enorme Verzögerung, sodass viele Gastgeber*innen nach ihrem Hilfsangebot wochenlang keine Rückmeldung erhalten. Auch nach dem Einzug stellen sich viele Fragen, die einer Antwort bedürfen.
Der Service von Corris
Und genau hier setzt der Telefonservice der Corris an: Die Callagents beantworten sowohl Fragen von Personen, die Wohnraum angeboten, aber noch keine Rückmeldung erhalten haben als auch von Gastgeber*innen, die bereits Flüchtlinge bei sich aufgenommen haben. Damit die Callagents kompetent auf die eingehenden Fragen antworten können, wurden diese zuvor intensiv von der Campax geschult. Zudem führen sie ein internes FAQ-Verzeichnis, in dem sie die meistgestellten Fragen und Antworten vermerken. Spezialfällen und Anfragen von Geflüchteten auf Ukrainisch werden direkt an die Campax weitergeleitet, wo Dolmetscher*innen und Expert*innen die Anrufe entgegennehmen.
Häufigsten Rückfragen
Am Telefon werden Anfragen unterschiedlichster Art gestellt. Vielfach wollen potenzielle Gastgeber*innen wissen, wie weit der Prozess fortgeschritten ist, ob sie geflüchtete Personen aufnehmen können oder nicht. Zudem rufen Menschen an, um ihre Hilfe anzubieten oder einen Job zu offerieren. Darüber hinaus kommen Fragen von oder über Geflüchtete, beispielsweise ob die Ausreise nach Deutschland zum Einkaufen in Ordnung ist, ob die Haftpflichtversicherung bei Schäden zahlt, ein Dolmetscher zur Verfügung steht oder wie genau der Schutzstatus S zu beantragen ist, damit unter anderem finanzielle Unterstützung gewährleistet wird.
Herausforderungen der Solidarität
Doch die Solidarität bringt auch Herausforderungen mit sich: Da der bürokratische Aufwand Zeit braucht, entsteht bei den Anrufenden häufig der Eindruck, dass sie in ihrer Hilfe gebremst werden, was teilweise Unmut und Unverständnis bei ihnen auslöst. Zudem werden besonders gerne Frauen mit Kinder aufgenommen, betagte Menschen oder Menschen mit Behinderungen haben das Nachsehen. Darüber hinaus haben die Geflüchteten teilweise Dramatisches erlebt und kommen traumatisiert in der Schweiz an – Situationen, die von vielen Helfenden unterschätzt werden.
Das sagen unsere Mitarbeiter*innen
Für unsere Mitarbeiter*innen ist der Job am Telefon eine Herzensangelegenheit. Täglich telefonieren sie mit Menschen, die Hilfe anbieten oder bereits helfen –durch ihre Arbeit können sie selbst einen Beitrag leisten und es gibt ihnen ein schönes Gefühl, zu sehen, wie quer durch die Gesellschaft die Menschen zusammenstehen und solidarisch mitanpacken. Wie lange der Auftrag noch dauert? Das weiss niemand so genau, angesetzt ist er bis Ende Mai 2022, in der Hoffnung, dass der Krieg bis dahin beendet ist.