Die Tageszeitung «Der Zürcher Oberländer» hat am 10. März 2016 die Corris-Spendensammlerin Janny Nuñez am Infostand in Uster befragt. Im Folgenden lesen Sie das Interview mit ihr.
Zürcher Oberländer: Haben Sie Verständnis dafür, dass es manche Leute als lästig empfinden, wenn sie von Ihnen angesprochen werden?
Janny Nuñez: (Überlegt.) Sagen wir so: In manchen Momenten vielleicht. Grundsätzlich finde ich aber, dass wir ja nur Leute fragen, ob wir ihnen mehr über ein Hilfsprojekt erzählen dürfen und ob sie dieses eventuell unterstützen wollen. Wenn jemand «Nein» sagt, respektieren wir das. Ich erwarte darum, dass die Leute auch mich und meine Arbeit respektieren.
Wie sprechen Sie die Leute an?
Ich versuche es meist mit einem Spruch: «Die Dame in Grün, die Farbe der Hoffnung», zum Beispiel. Dazu immer lächeln. Wichtig ist auch, die Leute von vorne anzusprechen, damit sie nicht überrascht werden.
Haben Sie ein gewisses Beuteschema?
Meine Zielgruppe hängt vom Projekt ab, das ich den Passanten präsentiere. Ältere Leute spenden eher weniger bei Projekten im Ausland. Sie wollen, dass das Geld in der Schweiz bleibt. Selten Erfolg habe ich bei Männern, die einen Anzug tragen. Sie lassen sich kaum auf ein Gespräch ein.
Erleben Sie oft aggressive Reaktionen?
Nicht oft, es kommt aber immer wieder vor. Ganz schlimm war es einmal, als mich jemand wegen meiner dunklen Hautfarbe beleidigte und sagte, ich hätte einen fremdländischen Geruch. Das hat mich richtig fertiggemacht.
Wie reagieren Sie in solch einem Fall?
Es bringt nichts, auf solche Provokationen zu reagieren. Ich breche sofort das Gespräch ab und drehe mich weg. In solchen Situationen lege ich eine Pause ein, trinke einen Kaffee. Das Team ist dann sehr wichtig, wir unterstützen uns gegenseitig und motivieren uns wieder.
Wie hoch ist der Druck seitens Ihres Arbeitgebers Corris, Abschlüsse zu generieren?
Er ist da, man spürt ihn aber nicht direkt. Die Coachs sagen nicht: «Da muss mehr kommen», sondern bauen einen eher auf, wenn es nicht so gut läuft.
Stehen Sie hinter der Organisation, für die Sie sammeln, oder machen Sie einfach Ihren Job als Fundraiser?
Wir können auswählen, ob wir eher für ein Kinderhilfswerk oder für eine Tierschutzorganisation werben wollen. Das ist auch wichtig. Nur wer sich mit etwas identifizieren kann, wirkt glaubwürdig. (Quelle: Zürcher Oberländer/rbr)